Update 9.6.2015: Die beiden amerikanischen Hurrikan-Forscher Klotzbach und Gray bleiben auch ihrer Juni-Prognose bei einer schwachen Hurrikan-Saison 2015 im Nordatlantik: Extended Range Forecast of Atlantic Seasonal Hurricane Activity
Update 28.5.2015: Die amerikanische Wetterbehörde schließt sich am 27.5.2015 der Prognose für eine schwache Hurricansaison 2015 an: NOAA releases 2015 hurricane season outlooks

Update Ende.
Erste Prognosen deuten nach 2013 und 2014 auch im Jahr 2015 erneut auf eine ungewöhnlich schwache Hurrikansaison vom 1. Juni bis 30. November im Nordatlantik hin.
In der Zeit von Juni bis November 2015 erwarten die beiden amerikanischen Hurrikanforscher Philip J. Klotzbach and William M. Gray in ihrer April-Prognose 2015 Extended Range Forecast of Atlantic Seasonal Hurricane Activity and Landfall Strike Probability for 2015 eine Saison mit einer der schwächsten Hurrikanaktivitäten seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Als Gründe werden vor allem ein erwartetes (andauerndes) El-Nino Ereignis im äquatorialen Pazifik sowie die kühlen Temperaturen der Meeresoberflächen (SST) im tropischen und subtropischen Nordatlantik genannt.
„…We anticipate that the 2015 Atlantic basin hurricane season will be one of the least active seasons since the middle of the 20 th century.It appears quite likely that an El Niño of at least moderate strength will develop this summer and fall. The tropical and subtropical Atlantic are also quite cool at present…“
Diese Prognose einer besonders schwachen Hurrikansaison 2015 ist vor allem deshalb erstaunlich, weil gerade diese beiden Hurrikanforscher noch für das Jahr 2013 mit ihrer weit übertrieben starken Hurrikanprognose völlig daneben lagen und dies auch schon im November 2013 freimütig einräumten: Summary of 2013 Atlantic Tropical Cyclone Activity and Verification of Author’s Seasonal and Two-Week Forecasts
„…The 2013 Atlantic hurricane season was much quieter than predicted in our seasonal outlooks…“
Noch weiter hatte sich 2013 die amerikanische Wetterbehörde NOAA aus dem Fenster gelehnt und gar eine „very active season“ in Aussicht gestellt:

Tatsächlich wurde im Jahr 2013 die schwächste Hurrikanaktivität in ACE seit 1983 gemessen, was allerdings nicht völlig unvorhersehbar war: Golf von Mexiko stark unterkühlt – Hurrikan-Saison 2013 eher schwach?
Mit einem über die Saison 2013 angesammelten Gesamtwert der Hurrikan-Energie (ACE) von 31,42 von durchschnittlich 102 lag das Jahr 2013 auf Rang fünf der schwächsten Hurrikanaktivitäten seit Beginn der Messungen 1972: Sorted List
Schauen wir uns nun aber mal gemeinsam die von Klotzbach und Gray im April 2015 genannten Hauptargumente für eine ungewöhnlich schwache Hurrikansaison 2015 an, die man durchaus teilen kann…:
1. Das El Niño-Ereignis (event) im Niño-Gebiet 3.4 dauert vorerst an und wurde nach NOAA nun auch am 12. Mai 2015 von der australischen Wetterbehörde bestätigt: BOM verkündet El Niño-Bedingungen
El Niño-Bedingungen im äquatorialen Pazifik führen – auch – zu Veränderungen im Zirkulationsmuster der Jetstreams (Polarjet und Subtropenjet) über dem Nordatlantik und schwächen die Entstehung und Entwicklung Tropischer Zyklone (TC).
2. Die SST (Sea Surface Temperature) im Tropischen Nordatlantik (TNA) liegen aktuell im unteren Bereich des Durchschnitts und damit noch deutlich unterhalb der zur Hurrikanbildung notwendigen SST von über 26°C:

3. Der Nordatlantik ist aktuell Mitte Mai 2015 insgesamt – also auch einschließlich der tropischen und subtropischen Meeresoberflächen – eher etwas unterkühlt, wie die beiden negativen Werte des AMO-Index für die Monate März mit -0,109 und April mit -0,059 zeigen: AMO (Atlantische Multidekaden-Oszillation) -0,051 (Vormonat -0,109) Quelle: http://www.esrl.noaa.gov/psd/data/correlation/amon.us.long.data


Die Karten weisen auf die überdurchschnittlichen SST im Golf von Mexiko, in der Karibik und vor der Südostküste der USA hin.
Logischerweise hatte sich vor der Südostküste der USA auch bereits vom 7. bis 10. Mai 2015 der Tropical Storm ANA entwickelt.
Ein „Tropical Storm“ (TS) ist nach „Tropical Depression“ (TD) die zweite Stufe einer „Tropical Cylone“ (TC) in den Vorstufen zu Hurrikanentwicklung: http://www.nhc.noaa.gov/climo/
Hurrikane auf dem Nordatlantik entstehen oft aus einer „Tropischen Welle“ (Tropical Wave), die von Westafrika aus der innertropischen Konvergenzzone kommend zwischen 5° und 30° N nach Westen zieht. Diese zunächst unorganisierten Gewitterzellen können sich unter günstigen Bedingungen dann über Gewittercluster zu TD, TS und zu Hurrikanen der Stufen 1 bis 5 nach der Saffir-Simpson-Hurrikanskala entwickeln.
Üblicherweise erreicht die Hurrikan-Aktivität Anfang September jeden Jahres ihren Höhepunkt:

Die Namensliste für die Hurrikansaison 2015 findet man hier: Cyclone Names
Die aktuellen Vorhersagen: http://www.nhc.noaa.gov/
Die aktuelle Entwicklung: Link
Dann schau’n wir doch mal, wie sich ENSO, AMO/TNA und die Hurrikansaison im Nordatlantik in diesem Jahr entwickeln, …und ob das Jahr 2015 nach mehr als 18 Jahren globaler Erwärmungs-Pause endlich mal wieder ein global warmes Rekordjahr wird.
Mit verschmitztem Gruß
herzlich euer
Schneefan2015