Seit einigen Wochen überschlagen sich vor allem die weltweit teuersten ENSO-Modelle der Europäer und Amerikaner von ECMWF, von NOAA/CFSv2 und von NASA/GMAO mit Vorhersagen für unglaublich hohe positive SST-Abweichungen bis zu über +4K im Niño-Gebiet 3.4 in diesem Jahr:
(Alle Grafiken lassen sich durch Anklicken vergrößern)



Die neben UKMO (MetOffice der Briten) und BOM/POAMA (Wetterdienst der Australier) weltweit teuersten drei ENSO-Modelle zeigen also einen noch nie dagewesenen Super-El Niño 2015 mit SST-Abweichungen im maßgeblichen Niño-Gebiet 3.4 mit Mittelwerten um +3 K.
Nun kommen wir zur bisher – seit 1950 – gemessenen Realität.
Die höchsten positiven Werte seit Beginn der Messungen 1950 gab es beim Super El Niño 1997/98 bei NOAA im Monthly Niño-3.4 index im November und Dezember 1997 mit jeweils +2,4 K ! Der höchste je gemessene Dreimonatswert des ONI betrug ebenfalls +2,4 K für O/N/D 1997.
Sollte die – seit 18+ Jahren in der gemessenen Realität fehlende – globale Erwärmung nun doch bei ENSO erbarmungslos zuschlagen und uns im Jahr 2015 den von einigen so innig gewünschten Super-Hyper-El Niño mit einem um vier bis sechs Monate zeitversetzten unvergleichlichen globalen Wärmeschock von einem oder sogar zwei Zehntel Grad Celsius bescheren? Oder haben sich die ENSO-Modelle bei den IPCC-Klimamodellen mit dem Wärme-Virus infiziert und spinnen daher ebenso wie jene und sagen eine doppelte bis dreifach überhöhte Erwärmung an?
Beides wäre natürlich möglich, vor allem das Zweite, aber es gibt auch noch eine andere und logischere Erklärung: In der Zeit vom Februar bis Mai jeden Jahres sind die Vorhersagen der ENSO-Modelle bekanntlich besonders unsicher, man sollte sie dann einfach ignorieren und mindestens bis Juni warten.
„…Thirdly, forecasts made at some times of the year generally have higher skill than forecasts made at other times of the year–namely, they are better when made between June and December than when they are made between February and May…“
Quelle: http://iri.columbia.edu/our-expertise/climate/forecasts/enso/current/
Der Durchschnitt der wegen der „Frühlingsprognose-Barriere“ noch sehr unsicheren ENSO-Modelle sieht Mitte Mai 2015 ein anhaltend mäßiges El Niño-Ereignis (event) mit Höchstwerten um +1,5 K, das Climate Prediction Center (CPC/CONsolidation) von NOAA sieht im Mittel Werte von +1 bis um +1,5 K, da ist nix mit Super-Hyper-Monster-El Niño 2015…:

Auffällig ist in der Grafik, dass die meisten statistischen Modelle (STAT AVG) wesentlich zurückhaltender sind als die meisten dynamischen Modelle (DYN AVG).
Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang an die völlig verfehlten ENSO-Modell-Prognosen vom Sommer 2011, als der warme El Niño vorhergesagt wurde und stattdessen die kalte Gegenspielerin La Niña eintraf: La Niña 2011 oder das Versagen der ENSO-Modelle
„…Die schwarze Linie mit den schwarzen Punkten zeigt die Messungen (Dreimonatswerte) bis einschl. Oktober 2011, die farbigen Linien und Figuren zeigen die alten und neuen Prognosen..“:

Der damalige IPCC-Autor, NASA/GISS-Boss und Weltklimaretter James Hansen hatte im März 2011 auf das Eintreffen eines starken (strong) El Niño gewettet – und verloren: Hansens verlorene Wette: Kein starker El Niño ab Sommer 2011 – Stattdessen La Niña
Sein Pech: Das NASA-Modell hatte den Vogel der schlimmsten Fehlprognose aller Modelle abgeschossen:

Mein persönlicher Tipp: NOAA/CPC CON (consolidation) dürfte 2015 ziemlich richtig liegen…, was wegen der ENSO-Fernwirkungen (teleconnections) zu einem kalten Winter 2015/16 in Deutschland und Europa führen könnte: http://www.wzforum.de/forum2/read.php?23,1437887,1437927
„…Auch wenn es im Detail noch Unklarheiten über genaue Wirkungsmechanismen gibt – ist ja im komplexen Klimasystem nicht verwunderlich – so kann man doch davon ausgehen, dass ENSO einen statistisch signifikanten, klimatologisch relevanten Einfluss auf das europäische Klima hat…“
Folgende Abbildung fasst die wesentlichen Punkte noch mal zusammen.
– das stärkste Signal findet man im Spätwinter (Januar bis März)
– negative NAO bei (stärkeren) El Niño-Ereignissen positive NAO bei (stärkeren) La Niña-Ereignissen
– im Frühwinter ist das Signal in vielerlei Hinsicht gegenläufig, teilweise auch im Frühling
Also: Bei stärkeren El Nino-Ereignissen (kann ja noch werden) negative NAO = kältere Winter in Europa vor allem Januar bis März.“ Quelle: Langfristprognosen: Winter 2011/2012 in Deutschland und Europa
Aber dazu schreibe ich ausführlicher im Herbst 2015…
Schöne Pfingsten euer
Schneefan2015
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