Der Winter 2015/2016 steht im Zeichen eines kräftigen El Niño-Ereignisses und sollte damit statistisch zumindest in Mittel- und Westeuropa einschließlich Deutschland entgegen einiger verfrühter schockierender Wetterwarnungen insgesamt eher durchschnittlich bis mild verlaufen.
Dabei können überdurchschnittliche Niederschlagsmengen auftreten, was vor allem in höheren Lagen für reichlich Schnee sorgen dürfte. Aber auch im Flachland sind winterliche Episoden mit Frost und Schnee dabei natürlich nicht ausgeschlossen.
Die Wettermodelle sehen derzeit folglich recht übereinstimmend einen eher milden Winter 2015/2016 in nahezu ganz Europa.
NOAA-CFSv2: (zum Vergrößern anklicken)

Deutscher Wetterdienst (DWD):

Stand: Aktueller Jahreszeitentrend (Winter 2015/2016), Ausgabe November 2015. Quelle: http://www.dwd.de/DE/leistungen/jahreszeitentrend/jahreszeitentrend.html
Kanada/IRI:

Peking:

Der Winter 2015/2016 in Europa wird nach diesen aktuellen Modell-Prognosen also mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Eiswinter, wie ich bereits im Oktober 2015 schrieb: Statistik: Milder Winter 2015/2016 in Mitteleuropa bei starkem El Niño?
Allerdings sind kalte Überraschungen im komplexen globalen Wettersystem nicht ausgeschlossen, wie u.a. der Winter 2008/2009 in der Korrelation QBO/Sonne/ENSO zu AO und NAO/Polarwirbel mit einer unerwartet warmen Stratosphäre zeigte.
„„…Im Februar 2009 erreichte die 30-hPa-Höhe über dem Nordpol (im Monatsmittel) einen neuen (positiven) Rekord (Abb. 1 b). Die Frage nach den Ursachen der großen Variabilität und der Kopplung zwischen Strato- und Troposphäre ist Gegenstand der Forschung. Viele verschiedene Faktoren beeinflussen die Winter in der Stratosphäre: die Dynamik der Troposphäre, die Southern Oscillation (SO), die QBO (Quasi-Biennial Oscillation), und die Sonnenaktivität (der 11-jährige Sonnenfleckenzyklus) (Labitzke,1999)…“ Quelle: Über die unerwartet warme Stratosphäre im Winter 2008/09, Karin Labitzke und Markus Kunze (2,1 MB)
Zumal nun endlich – jedenfalls nach CFSv2 – El Niño im November 2015 seinen Höhepunkt bereits erreicht hat…

…und der SOI kräftig weiter steigt und aktuell im neutralen ENSO-Bereich zwischen +- 0,7 liegt…:

Sustained positive values of the SOI above +7 typically indicate La Niña, while sustained negative values below −7 typically indicate El Niño. Values of between about +7 and −7 generally indicate neutral conditions.“
Quelle: http://www.bom.gov.au/climate/enso/#tabs=SOI
…und die arktischen Meereisflächen (extent) mit mehr als 30% Eisanteil weiter auf Rekordkurs seit mindestens 11 Jahren sind:

Mal sehen, was der arktische stratosphärische Polarwirbel (AO), die NAO und die QBO in Verbindung mit der schwachen Sonnenaktivität und deren Wirkungen (z.B. SSW mit Polarwirbelsplit) auf die Lage und die Intensität des Polarjets noch für Überraschungen auf Lager haben…
Herzlich euer
Schneefan2015
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