Seit April 2016 ist die Messtechnik eines Meereissatelliten schwer gestört und führt zu neuen „Rekorden“ an beiden Polen.
Während in der Arktis neue Allzeitrekorde mit den größten je gemessenen positiven Anomalien der Meereisflächen erscheinen,

… sind die Anomalien der antarktischen Meereisflächen auf einem historischen Tiefstand:
(zum Vergrößern anklicken)

Ein Blick auf die interaktiven Grafiken macht die Absurdität der gestörten Messungen noch deutlicher:


Die Seite http://arctic.atmos.uiuc.edu/cryosphere/ schreibt dazu:
„Special Sensor Microwave Imager and Sounder (SSMIS) on the Defense Meteorological Satellite Program (DMSP) F-17 satellite that provides passive microwave brightness temperatures (and derived Arctic and Antarctic sea ice products) has been providing spurious data since beginning of April. Working on resolving problem or replacing this data source.„
Auch die NOAA/NSIDC-Seite ist von den andauernden Störungen betroffen und ist seit März 2016 unverändert, die Meereisdarstellungen wurden suspendiert, wie der Screenshot vom 9. Juni 2016 oben in roter Schrift zeigt:

Alle ersatzweisen Darstellungen „berechneter“ Meereisflächen stehen seit April 2016 unter dem audrücklichen Vorbehalt der Vorläufigkeit und sind deshalb nur mit großer Vorsicht zu genießen…: Read More…
„…The Sea Ice Index is typically updated every day to display yesterday’s ice extent for both hemispheres. The Index relies on data that come from the DMSP F17 satellite. However, these data have not been reliable since early April; so the NOAA@NSIDC team has not been able to update the Sea Ice Index since 31 March 2016…“
Die bisher scheinbar von den technischen Störungen nicht betroffenen Temperaturmessungen der Arktis nördlich 80°N zeigen seit Anfang April 2016 (Tag 100) eine für die Jahreszeit typische und durchschnittlich kalte Entwicklung hin zum kurzen Polarsommer mit aktuellen Durchschnittstemperaturen um 0° Celsius (273,15 Kelvin):

Ein Grund für eine überdurchschnittliche Schmelze des arktischen Meereises ist für die Zeit von Anfang April bis Anfang Juni 2016 nicht zu erkennen.
Stattdessen wachsen die Eismassen auf Grönland – wie schon im Vorjahr und wie auch ein großer Island-Gletscher erstmals seit 20 Jahren – überdurchschnittlich an und gehen mit einem satten Überschuss in die kurze Schmelzsaison von Juni bis etwa Mitte August 2016:

“Top: The total daily contribution to the surface mass balance from the entire ice sheet (blue line, Gt/day). Bottom: The accumulated surface mass balance from September 1st to now (blue line, Gt) and the season 2011-12 (red) which had very high summer melt in Greenland. For comparison, the mean curve from the period 1990-2013 is shown (dark grey). The same calendar day in each of the 24 years (in the period 1990-2013) will have its own value. These differences from year to year are illustrated by the light grey band. For each calendar day, however, the lowest and highest values of the 24 years have been left out.” Quelle: http://www.dmi.dk/en/groenland/maalinger/greenland-ice-sheet-surface-mass-budget/
Die Anomalien der Wassertemperaturen (SSTA) im Pazifik sind im maßgeblichen Niño-Gebiet 3.4 im Mai 2016 um -0,8 K gegenüber April regelrecht abgestürzt:

Das blieb nicht ohne Folgen für die seit März 2016 zurückgehenden globalen Temperaturen, sie gingen im Mai 2016 bei den Satellitenmessungen von RSS kräftig nach unten:

Der Monat Juni 2016 zeigt bisher global eine weiter deutlich fallende Tendenz auch bei den unverfälschten Abweichungen der 2m-Temperaturen, die Südhalbkugel (SH) hat bereits die Null-Linie erreicht…:

Das sind die globalen und die regionalen Aussichten:
Die Sonne streikt: Erster fleckenloser Tag in diesem Jahr! Die Erde kühlt ab!
Mal sehen, wieviel Meereis bei diesen Bedingungen und Aussichten seit April 2016 in der Arktis wirklich geschmolzen ist, um wieviel das Meereis in der Antarktis wirklich gewachsen ist und wie es an beiden Polen und dem mächtigen wachsenden Grönlandeisschild in diesem Jahr weitergeht…
Herzlich euer
Schneefan 2015
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