Nach einer späten Hitzewelle Ende August 2016 in großen Teilen Europas bringt eine Tropische „Schallplatte“ auf ihrem Weg von Bermuda nach Island den Herbst zurück.
Als „Schallplatte“ werden Tropische Zyklonen (TC) bezeichnet, die wegen ihrer kreisrunden Form und der vielen engen Isobarenlinien wie die Tonträger des vorigen Jahrhunderts aussehen.
Die GFS-Prognose von heute sieht die „Schallplatte“ erstmals am 31.8.2016 unten links in der folgenden Grafik weit westlich der Azoren. Zwischen einem Grönlandhoch und einem Polartief strömt in breitem Strom hochreichende Polarluft nach Süden Richtung Nord-, West- und Mitteleuropa.
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Zum Monatswechsel August/September 2016 erfolgt nach dieser GFS-Prognose die Umstellung der Großwetterlage von einer späten Hitzewelle in eine erneute herbstlich kühle Witterungsphase.
Dabei unterstützt die „Schallplatte“ auf ihrem langsamen Weg nach Nordosten Richtung Island durch Heranführen subtropisch warmer Luftmassen auf ihrer Vorder- (Ost-) Seite die Verlagerung des Azorenhochs in den nördlichen Mittelatlantik, wobei die meridionale Lage des Hochs die Zufuhr polarer Luftmassen nach Europa verstärkt.

Bereits am 4.9.2016 hat die ehemalige „Schallplatte“ das Seegebiet südwestlich von Island erreicht und ist nun ein „stinknormales“ extratropisches Islandtief mit einem kalten Kern. Die hochreichende Polarluft hat Mitteleuropa überflutet, erste Bodenfröste im September sind möglich.

Die GFS-Prognose für Tiefsttemperaturen (Tmin) in der Nacht zum 5.9.2016 sieht folgerichtig unter Hochdruckeinfluss bei 2m-Temperaturen um 1°C vor allem in Süddeutschland verbreitet die Gefahr von Bodenfrost.

Mit dem Auftreten ehemaliger Tropischer Zyklonen (TC) vor den Küsten Europas, bei denen es sich neben Tropischen Tiefs (TD) oder Tropischen Stürmen (TS) auch um Ex-Hurrikane (H) handeln kann, erfolgt regelmäßig die Umstellung der Großwetterlage vom Sommer zum Herbst.
Der Höhepunkt der jährlichen Hurrikansaison von Juni bis November im Nordatlantik liegt im September, bisher gab es keinen einzigen Hurrikan in der Saison 2016, wenn man vom kurzlebigen und schwachen Earl 05L (Aug) vor und über Mexiko Anfang August 2016 absieht.
Update 23.8.2016: Die „Schallplatte“ könnte TS GASTON sein, der sich noch heute auf dem Weg nach Bermuda zum ersten Hurrikan der Saison 2016 entwickeln soll. UPDATE ENDE.
Ursache dieser herbstlichen Umstellung der Großwetterlage sind die zunehmenden Temperaturgegensätze (Gradienten) zwischen den noch sommerlich warmen Meeren der Subtropen und dem bereits Ende August einsetzenden Polarwinter mit Dauerfrost nördlich des 80°N, der in diesem Jahr bereits eine Woche früher als im vieljährigen Durchschnitt begonnen hat: Arktis: Polarwinter mit Dauerfrost hat frühzeitig begonnen – Dicke Eisflächen haben sich in vier Jahren verdreifacht!

Zu der Abkühlung der bodenenahen Luftschichten in der Arktis kommt die Abkühlung der Stratosphäre durch den abnehmenden Sonnenstand: Der arktische winterliche Polarwirbel erwacht.
Die Stratospärenprognosen von ECMWF für 150 hPa (rund 13 km Höhe, untere Stratosphäre) vom 21.8.2016 sehen einen für diese Jahreszeit kräftigen arktischen Polarwirbel mit Zentrum über dem russischen Teil des Polarmeeres am 31.8.2016. Zum Monatswechsel August/September 2016 liegt ein kalter Trog des Polarwirbels über Mitteleuropa und unterstützt damit die GFS-Prognosen für einen Luftmassenwechsel von Sommer zu Herbst.

Der August 2016 ist in Deutschland aktuell bis einschließlich 21.8.2016 um knapp -1°C zu kalt (also DWD-warm), diese Woche dürfte das Temperaturmittel allerdings bis auf Werte um oder leicht über das international übliche und von der WMO empfohlene moderne Klimamittel 1981-2010 anheben.

Update 24.8.2016: Die ersten drei Augustwochen 2016 sind in großen Teilen Europas unterkühlt, wie die NOAA-Reanalyse zeigt:

Herzlich euer
Schneefan2015
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