Statistik: Zwei der kommenden fünf Winter in Mitteleuropa werden besonders kalt

Update 17.6.2018: CFSv2 erneut mit früher kalter Winterrechnung 2018/19 für Europa.

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Das nahe Minimum der Sonnenaktivität im aktuellen Sonnenzyklus Nr. 24 und ein abkühlender Nordatlantik lassen zunehmend kältere Winter in Mitteleuropa erwarten.

Mindestens zwei der kommenden fünf Winter in Mitteleuropa werden voraussichtlich besonders kalt.

Dies ergibt eine Auswertung der 20 kältesten Winter nach 1945 in Deutschland.

Grundlage sind die Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die allerdings nach Angaben des DWD nicht vom zunehmend wärmenden städtischen Wärmeinseleffekt (UHI) bereinigt sind.

Betrachtet werden die deutschen Winter (DJF), die laut DWD eine Durchschnittstemperatur unter 0°C (also ab -0,1°C) aufweisen.
Die Durchschnittstemperatur liegt bei +0,9°C im WMO-Klimamittel 1981-2010, die ausgewerteten 20 Winter liegen also mindestens 1,0 K (°C) unter diesem vieljährigen Mittel.

Schauen wir uns zunächst die durchschnittlichen globalen Temperaturabweichungen in diesen 20 Wintern der Nordhalbkugel an, die in Deutschland kälter als im Mittel waren.

Die NOAA-Reanalyse der Abweichungen der globalen 2m-Temperaturen vom WMO-Mittel 1981-2010 der zwanzig kältesten Winter in Deutschland nach 1945. Im Mittel war also nicht nur Deutschland kalt, sondern auch weitere große Teile der NH, während es auf der SH bis auf die Antarktis durchschnittlich temperiert war. Die rechteckige Darstellung der Erdkugel lässt die äquatorfernen Gebiete größer erscheinen als sie tatsächlich sind. Das Plot-System erfordert die Eingabe des jeweils letzten Jahres des Winters, also z.B. 2011 für den Winter 2010/2011. Quelle: Monthly/Seasonal Maps and Composites: NCEP/NCAR Reanalysis and other datasets

Wir stellen fest, dass kalte Winter in Deutschland eingebettet sind in kalte Winter in Europa und große Teile der Nordhalbkugel. Auffällig ist schon jetzt die kräftige Wärmeanomalie bei Grönland, die auf eine kräftige Südströmung hindeutet.

Als nächstes sehen wir uns die durchschnittlichen Temperaturabweichungen der Nordkalbkugel näher an.

Die NOAA-Reanalyse der Abweichungen der 2m-Temperaturen auf der NH vom WMO-Mittel 1981-2010 der zwanzig kältesten Winter in Deutschland nach 1945. Im Mittel war also nicht nur Deutschland kalt, sondern auch weitere große Teile der NH. Deutlich erkennbar auch hier die kräftige positive T-Abweichung bei Grönland, die auf einen Grönlandblock hinweist. Das Plot-System erfordert die Eingabe des jeweils letzten Jahres des Winters, also z.B. 2011 für den Winter 2010/2011. Quelle: wie vor

Auch hier ist neben großen kalten Teilen der NH die kräftige Wärmeanomalie bei Grönland zu sehen, die auf einen Grönlandblock hindeutet, der die milde Westdrift vom Nordatlantik Richtung Europa abschneidet.

Noch deutlicher wird die durchschnittliche Kälte in den ausgewählten Winterjahren, wenn wir noch näher rangehen und uns nur die T-Abweichungen in Europa anschauen.

Die NOAA-Reanalyse der Abweichungen der 2m-Temperaturen in Europa vom WMO-Mittel 1981-2010 der zwanzig kältesten Winter in Deutschland nach 1945. Im Mittel war also nicht nur Deutschland kalt, sondern auch ganz Europa. Das Plot-System erfordert die Eingabe des jeweils letzten Jahres des Winters, also z.B. 2011 für den Winter 2010/2011. Quelle: wie oben

In ganz Europa war es ungewöhnlich eisig mit Schwerpunkt in Osteuropa.

Die Ursache für diese kalten Winter ist der Zustand des dominanten winterlichen arktischen stratosphärischen Polarwirbels und dessen Einfluss auf die und die Wechselwirkungen mit der darunter liegenden Troposphäre, wie die nachfolgenden Plots zeigen.

Auch hier wieder zunächst der Blick auf die globale Situation der Abweichungen des Geopotentials (Luftdrucks) in 150 hPa (rund 14 km Höhe, untere Stratosphäre).

Die NOAA-Reanalyse der Abweichungen des globalen Geopotentials in 150 hPa (rund 14 km Höhe, untere Stratosphäre) vom WMO-Mittel 1981-2010 der zwanzig kältesten Winter in Deutschland nach 1945. Gut erkennbar die positiven Abweichungen in der Arktis mit Schwerpunkt bei Grönland und die negativen Abweichungen südlich der Arktis. Der arktische Polarwirbel ist durch hohen Druck stark geschwächt, die normale Westdrift ist bei stark negativer AO unterbrochen. Auf der sommerlichen SH sieht es ähnlich aus. Die rechteckige Darstellung der Erdkugel lässt die äquatorfernen Gebiete größer erscheinen als sie tatsächlich sind. Das Plot-System erfordert die Eingabe des jeweils letzten Jahres des Winters, also z.B. 2011 für den Winter 2010/2011. Quelle:wie oben

Sowohl auf der winterlichen NH als auch auf der sommerlichen SH herrscht an den Polen ungewöhnlich hoher Druck, während die äquatorwärts angrenzenden Gebiete teils kräftige negative Druckabweichungen zeigen.

Nun gehen wir auch hier wieder näher an und schauen nur auf die Nordhalbkugel (NH).

Die NOAA-Reanalyse der Abweichungen des Geopotentials in 150 hPa (rund 14 km Höhe, untere Stratosphäre) auf der NH vom WMO-Mittel 1981-2010 der zwanzig kältesten Winter in Deutschland nach 1945. Gut erkennbar die positiven Abweichungen in der Arktis mit Schwerpunkt bei Grönland und die negativen Abweichungen südlich davon. Der arktische Polarwirbel ist durch hohen Druck stark geschwächt, die normale Westdrift ist bei stark negativer AO unterbrochen.  Das Plot-System erfordert die Eingabe des jeweils letzten Jahres des Winters, also z.B. 2011 für den Winter 2010/2011. Quelle: wie oben

Die komplette Arktis weist in grünen, gelben und roten Farben überdurchschnittlichen Luftdruck mit Schwerpunkt bei Grönland auf, während die südlich angrenzenden Gebiete in Blau und Lila teils deutlich negative Abweichungen erkennen lassen.

Zum Vergleich die NOAA-Reanalyse des durchschnittlichen Geopotentials in 150 hPa (rund 14 km Höhe, untere Stratosphäre) auf der NH im WMO-Mittel 1981-2010.
Gut zu erkennen der tiefe Druck des kräftig ausgeprägten riesigen arktischen Polarwirbels mit hohem Luftdruck südlich davon: Positive AO und ein „gesunder“ Polarwirbel mit kräftiger milder Westströmung auch über Europa.

Zum Vergleich die NOAA-Reanalyse des duchschnittlichen Geopotentials in 150 hPa (rund 14 km Höhe, untere Stratosphäre) auf der NH im WMO-Mittel 1981-2010. Gut zu erkennen der kräftig ausgeprägte arktische Polarwirbel und hoher Luftdruck südlich davon: Positive AO und ein „gesunder“ Polarwirbel mit kräftiger milder Westströmung auch über Europa. Das NOAA-Plotsystem erfordert die Eingabe des jeweils letzten Jahres des Winters, also z.B. 2011 für den Winter 2010/2011. Quelle: wie oben

Gehen wir auch bei den Abweichungen des Geopotentials noch näher ran und betrachten nur Europa.

Die NOAA-Reanalyse der Abweichungen des Geopotentials in 150 hPa (rund 14 km Höhe, untere Stratosphäre) über Europa vom WMO-Mittel 1981-2010 der zwanzig kältesten Winter in Deutschland nach 1945. Hier sind die kräftigen positiven Abweichungen in der Arktis mit Schwerpunkt bei Grönland/Island und die negativen Abweichungen südlich davon mit Schwerpunkt über dem Südwesten Europas sehr gut zu sehen. Der arktische Polarwirbel ist durch hohen Druck stark geschwächt, die normale milde Westdrift ist bei stark negativer AO unterbrochen, die Strömung steht auf Ost. Das Plot-System erfordert die Eingabe des jeweils letzten Jahres des Winters, also z.B. 2011 für den Winter 2010/2011. Quelle:

Hier sind die kräftigen positiven Abweichungen in der Arktis mit Schwerpunkt bei Grönland/Island und die negativen Abweichungen südlich davon mit Schwerpunkt über dem Südwesten Europas sehr gut zu sehen. Der arktische Polarwirbel ist durch hohen Druck stark geschwächt, die normale milde Westdrift ist bei stark negativer AO unterbrochen, die Strömung steht auf Ost.

Wenden wir uns nun den Temperaturen der globalen Ozeane an der Oberfläche und deren Abweichungen vom WMO-Klimamittel 1981-2010 (SSTA) im Durchschnitt der ausgewählten 20 kältesten Winter nach 1945 in Deutschland zu.

Die NOAA-Reanalyse zeigt die Abweichungen der globalen Meeresoberflächentemperaturen (SSTA) im Durchschnitt der zwanzig kältsten Winter in Deutschland nach 1945 bis zum Winter 2017/18. Westlich von Peru zeigen die blauen Farben im äquatorialen Pazifik La Niña-Bedingungen an. Auch der Nordatlantik ist in Teilen unterkühlt. Auffällig sind auch die großen unterkühlten Meeresflächen im Indischen Ozean westlich von Australien.
Die rechteckige Darstellung der Erdkugel lässt die äquatorfernen Gebiete weit größer erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind. Quelle: wie oben

Auch hier gehen wir wieder näher ran und sehen uns die SSTA nur für die NH an.

Die NOAA-Reanalyse zeigt die Abweichungen der Meeresoberflächentemperaturen (SSTA) auf der NH im Durchschnitt der zwanzig kältesten Winter in Deutschland nach 1945 bis zum Winter 2017/18. Der Nordatlantik und der Nordpazifik sind in großen Teilen unterkühlt. Quelle: wie vor

Der Nordatlantik und der Nordpazifik sind in großen Teilen unterkühlt. Der Nordatlantik weist südlich von Grönland eine wärmeres Gebiet auf, was auf die oben beschriebenen Hochdruckgebiete im Raum Grönland und die damit verbundenen wärmeren südlichen Winde zurückzuführen sein dürfte.

Sonnenaktivität

Dreizehn der zwanzig kältesten Winter nach 1945 in Deutschland traten in der Nähe des Sonnenminimums auf, nur sieben in der Nähe des Maximums.

Wir befinden uns derzeit nahe des Sonnenminimums im aktuellen Sonnenzyklus 24: Absturz der Sonnenaktivität – Sonnenminimum trotzdem erst 2019?

Aktuell ist die Sonne erneut seit mehreren Tagen fleckenlos.

(zum Vergrößern anklicken)

Atlantische Multidekaden Oszillation

Dazu kommt eine weitere erwartete natürliche Abkühlung des Nordatlantiks in den kommenden Jahren, der sich seit 1995 in einer warmen (positiven) Phase einer 50 bis 80 jährigen Schwingung der AMO  (Atlantic Multidecadal Oscillation) befindet.

So sieht der Nordatlantik Ende Mai 2018 aus.

ENSO (El Niño Southern Oscillation)

Die Verteilung der zwanzig kältesten Winter nach 1945 in Deutschland auf die ENSO-Bedingungen im äquatorialen Pazifik ( La Niña=5, El Niño=8, neutral=7) ist recht ausgeglichen bei leichten Vorteilen für El Niño.

Zum NH-Winter 2018/19 werden schwache El Niño-Bedingungen erwartet: Neue ENSO-Prognose: El Niño noch in diesem Jahr?

Zusammenfassung:

Schwache Sonnenfleckenaktivität, ein abkühlender Nordatlantik und mögliche El Niño-Bedingungen lassen statistisch in den kommenden Jahren deutlich kältere Winter in Europa erwarten.

Der kommende Winter 2018/2019 könnte schon dazugehören, auch wenn diese frühe CFS-Rechnung  natürlich noch nicht ernst zu nehmen ist, sondern nur als Beispiel dienen soll…

Zum Vergrößern anklicken. NOAA-CFS-Prognose vom 5.6.2018 für Abweichungen der 1500m-Temperaturen (850 hPa) in Europa im Winter 2018/19. Quelle: Meteociel-Trendprognose

Letzte Meldung: Trotz einsetzender kräftiger Schmelze wächst das Grönlandeis in der Massebilanz durch kräftige und verbreitete Schneefälle sichtbar weiter.

DMI

DMI

Das arktische MeereisVOLUMEN schickt sich an, über den vieljährigen Durchschnitt zu gehen (schwarze Linie im orangefarbenen Kreis unterquert die graue Linie für den Durchschnitt).

 

Herzlich euer

Schneefan2015

 

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27 Gedanken zu “Statistik: Zwei der kommenden fünf Winter in Mitteleuropa werden besonders kalt

  1. Man darf gespannt sein, ob es bei zwei kalten Wintern in den kommenden 5 Jahren bleiben wird. Der Grund ist ganz einfach: Obwohl gerade nicht mehr in den deutschen Nachrichten, sind die Vulkane Kilauea und Agung derzeit sehr aktiv. Ein Ende der Aktivitäten ist nicht abzusehen. Es werden große Mengen Asche in die Atmosphäre geschleudert. Noch nicht hoch genug, um für eine Abkühlung zu sorgen, aber wer weiß, was da noch kommt. Des Weiteren stellen Wissenschaftler derzeit ungewöhnliche viele Aktivitäten beim Yellowstone-Supervulkan fest. Der Steamboat, ein Geysir im Yellowstone-Park, der sonst im Schnitt nur alle 4 Jahre einmal aktiv ist, war in diesem Jahr bereits 9x aktiv. Und es sammeln sich derzeit große Mengen Magma unter dem Vulkan. Ein Ausbruch könnte also sehr viel schneller kommen, als erwartet. Der Yellowstone ist ein Supervulkan. Auch die so genannten Schwarmbeben haben dieses Jahr schon die Gegend um den Vulkan erschüttert. Da tut sich was. Etwas sehr großes.
    Bricht der Vulkan aus, so gehen Wissenschaftler von einer jahrzehntelangen Eiszeit aus, und einer Abkühlung der Erde um 15 °C.
    Vielleicht könnte man da ja eine eigene Rubrik aufmachen, Schneefan?

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    1. Zum „Vulkanischen Winter“ schrieb ich hier: Island-Vulkan „Katla“ rumpelt mit Stärke 4,5: Schwerer Ausbruch überfällig!

      Ein Ausbruch des Supervulkans „Yellowstone“ wird von „Experten“ als derzeit größte Gefahr gesehen, sein Ausbruch könnte zu mehreren Jahrzehnten eiszeitartigen Klimas führen, was weltweite Missernten und Hungersnöte nach sich zöge.

      Im Laufe der vergangenen zwei Millionen Jahre gab es allerdings nur drei große Vulkanausbrüche des Yellowstone, der letzte vor rund 640.000 Jahren.
      Quelle: Yellowstone-Vulkan könnte früher ausbrechen als erwartet

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  2. Ich hoffe sehr, das im Yellowstone alles ruhig bleibt, es wäre schade um die sehr schöne Landschaft und die gesamte Tierwelt dort. Auch sonst sind mir Vulkanausbrüche nicht geheuer, da diese für die dortige Umwelt und das Leben katastrophale Folgen haben. Da ist mir doch eine ruhige kalte Sonne, die unser Klima abkühlt, wesentlich lieber. Beten wir, das die Vulkane dieser Erde nicht zu aktiv werden.

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  3. Da muss man gar nicht über den großen Teich gehen. Quasi vor unserer Haustür haben wir mit den phlegräische Felder inklusive Vesuv einen Supervulkan.

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    1. Dazu schrieb ich im letzten Jahr eine Eilmeldung hier (ganz unten im Artikel): Weltweit wachsen Gletscher wieder – und zwar schon seit 2009!

      „Eilmeldung 22.8.2017: Erdbeben auf Ischia – erwacht der Supervulkan „Campi Flegrei“ (Vesuv)?

      Vesuv

      ISS-Aufnahme der „Campi Flegrei“ (brennende Felder) in der Bucht von Neapel. Der Supervulkan besteht aus einer eingestürzten Caldera mit einer Ausdehnung von 12 x 15 km unmittelbar am Westrand der italienischen Großstadt Neapel. Die Insel Ischia bildet den Nordwestrand des aktiven Supervulkans, der Vesuv den Ostrand.
      Das Erdbeben der Stufe 4,2 fand in 2 km Tiefe im Bereich einer dort vermuteten Magmakammer statt. Erwacht der Supervulkan…? Quelle: Italien: Italien: Erdbeben M 4,2 mit Todesopfer.

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    1. Kann dir bezüglich Vulkane/Erdbeben dir den YouTube Kanal „Dutchinse“ empfehlen ! Der berichtet sehr ausführlich über aktuelle seismische Aktivitäten rund um Vulkanen etc.

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  4. Dieses Jahr haben unsere 4 Reben im Garten dermaßen viele Fruchtansätze dass man wohl dieses Jahr mit einem harten Winter rechnen kann…

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