WM-Sommer 2018 in Deutschland und Europa: Top oder Flop?

Update 2.6.2018: GFS mit ausgeprägter Schafskälte ab 14.6.2018!

Zum Vergrößern anklicken. GFS06 heute mit Absturz der T850hPa (rund 1500m) am Beispiel Köln ab 13.6.2018 (Schafskälte). Quelle: http://www.wetterzentrale.de/
Zum Vergrößern anklicken.Temperaturprognose für Europa vom 5. bis 21.6.2018 mit Schafskälte in Mitteleuropa ab 13.6.2018 (mittlere Grafik). Quelle: http://wxmaps.org/pix/temp4
Zum Vergrößern anklicken. Vergleich der Stratosphärenprognosen von ECMWF (150 hPa, rund 14 km Höhe) und von GFS (100 hPa, rund 16 km Höhe) vom 6./7.6.2018 für den 16./17.6.2018 (erstes WM-Spiel Deutschland). Beide Modelle sehen einen kalten Trog über Mitteleuropa (gelbe Kreise). Demnach wäre unbeständiges Wetter mit Niederschlägen bei mäßigen Temperaturen zu erwarten, wobei GFS mit einer südwestlichen Höhenströmung die wärmere Variante zeigt.  Bei fünf erkennbaren Rossby-Wellen im Polarjet dreht sich das Wetterkarussel auf der Nordhalbkugel mit seinen Hochs und Tiefs; es ist keine statische Großwetterlage zu sehen, also weder dauerhaft wechselhaftes noch beständiges Hochdruckwetter. Quelle: ECMWF und GFS

Nach den unterkühlten Monaten Februar und März 2018 sowie den folgenden warmen Monaten April und Mai in Deutschland stellt sich vor der Fussball-WM in Russland von Mitte Juni bis Mitte Juli 2018 die Frage: Wird es wieder ein Fußball-Märchen-Wetter wie 2006 und 2010?

Oder verhagelt uns Petrus das Public-Viewing wie in der letzten sommerlichen Maiwoche 2018 in großen Teilen Deutschlands und bringt uns dazu eine saftige Schafskälte ab Mitte Juni und damit genau zum Beginn der WM am 14.6.2018?

Erste statistische Überlegungen für den Sommer 2018 hatte ich schon vorgestellt:

Update: Wie kalt wird das Jahr 2018 in Deutschland und Europa? Ein statistischer Blick in die Zukunft…

„SOMMER

Die NOAA-Reanalyse zeigt die durchschnittlichen T-Abweichungen in den ausgewählten Jahren in Europa im Sommer (Juni bis August). Während Nordeuropa überdurchschnittliche Temperaturen zeigt, sind große Teile Europas unterkühlt. Quelle: https://www.esrl.noaa.gov/psd/cgi-bin/data/composites/printpage.pl

Statistik: Folgt auf einen warmen April in Deutschland ein kalter Sommer?

„Betrachtet man die sieben wärmsten Aprilmonate seit 1961 in Deutschland, dann sieht der folgende Sommer in der Reanalyse der 2m-Abweichungen vom WMO-Mittel 1981-2010  ziemlich unterkühlt – nicht nur in Deutschland – aus.

Die NOAA-Reanalyse zeigt die durchschnittlichen T2m-Abweichungen im Sommer (Jun-Aug) in Europa nach den sieben wärmsten Aprilmonaten in Deutschland ab 1961. Quelle: NOAA-Reanalyse

Nach dem warmen Mai 2018 in Deutschland und in großen Teilen Europas…

…stellt sich die Frage, wie die Sommer nach vergleichbar warmen Doppelmonaten April/Mai in Deutschland aussahen und ob sich daraus Änderungen der bisherigen Berechnungen ergeben.

Im Durchschnitt der Jahre mit zwei warmen Vormonaten (April und Mai), bei denen die positive Abweichung in jedem Monat mindestens +1,8 K zum (veralteten) Mittel 1961-1990 betrug, ändert sich zu den bisher kalten Rechnungen für den folgenden Sommer vor allem in Deutschland praktisch nix.

Die NOAA-Reanalyse zeigt die 2m-Abweichungen im Sommer (Jun-Aug) in Europa nach den fünf wärmsten Doppelmonaten April/Mai in Deutschland seit 1961. Quelle: wie oben

Wenn man die einzelnen Monate betrachtet, gibt es zumindest für den Juni 2018 Hoffnung.

Die NOAA-Reanalyse zeigt die 2m-Abweichungen im JUNI in Europa nach den fünf wärmsten Doppelmonaten April/Mai in Deutschland seit 1961. Quelle: wie oben

Der Monat Juli 2018 muss also bei Berücksichtigung des gesamten kühlen Sommers nach einem recht milden Juni deutlich kälter werden.

Die NOAA-Reanalyse zeigt die 2m-Abweichungen im JULI in Europa nach den fünf wärmsten Doppelmonaten April/Mai in Deutschland seit 1961. Quelle: wie oben

Schauen wir uns noch die Niederschläge in den Monaten Juni und Juli in den betroffenen Jahren mit den warmen Vormonaten April und Mai an.

Während der Juli in großen Teilen Deutschlands und Europas überdurchschnittlich nass war…

Die NOAA-Reanalyse zeigt die Abweichungen bei den Niederschlägen im JULI in Europa nach den fünf wärmsten Doppelmonaten April/Mai in Deutschland seit 1961. Quelle: wie oben

…zeigt sich der Juni zumindest in der Mitte Deutschlands mit durchschnittlichen Niederschlägen freundlicher für das Public Viewing.

Die NOAA-Reanalyse zeigt die Abweichungen bei den Niederschlägen im JUNI in Europa nach den fünf wärmsten Doppelmonaten April/Mai in Deutschland seit 1961. Quelle: wie oben

NOAA/CFSv2 sieht aktuell ebenfalls einen warmen Juni 2018 in Deutschland…

…, während der Juli durchschnittlich temperiert werden soll.

Die NOAA/CFSv2-Prognose vom 25.5.2018 für die Temperaturtabweichungen (TA) in Europa im Juli 2018. Quelle: http://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/CFSv2/CFSv2seasonal.shtml

Die aktuellen Langfristprognosen von „Donnerwetter“ lassen während der WM in Russland überwiegend unterdurchschnittliche Temperaturen z.B. in Westdeutschland erkennen,…

Langfristprognose von Donnerwetter vom 30.5.2018 für die Temperaturen in Westdeutschland im Sommer 2018. Quelle: wie vor

…, wobei die Niederschläge überdurchschnittlich sein sollen,…

Langfristprognose von Donnerwetter vom 30.5.2018 für die Niederschläge im Sommer 2018 in Westdeutschland. Quelle: wie vor

…, was auf unterdurchschnittliche Sonnenscheindauer schließen lässt.

Langfristprognose von Donnerwetter vom 30.5.2018 für die Sonnenscheindauer im Sommer 2018 in Westdeutschland. Quelle: wie vor

Zusammengefasst sieht es also für den WM-Sommer 2018 statistisch bei weitem nicht so gut aus wie 2006 oder 2010, aber es kann ja immer auch noch anders kommen…

Letzte Meldung: Die Durchschnittstemperaturen in der Arktis (rote Linie) nördlich 80°N liegen Ende Mai 2018 unter dem vieljährigen Durchschnitt (grüne Linie) bei etwa minus 4 Grad Celsius (269 Kelvin).

Arktis nördlich 80°N mit Temperaturen unter Durchschnitt am 30.5.2018. Quelle: DMI Arktis Temperaturen nördlich 80°N

Ausreichendes Kältepotential für die Schafskälte im Juni 2018, die nach GFS z.B. in Köln ab Mitte des Monats eintreffen könnte (weiße Linie knapp unter dem Durchschnitt = rote Linie).

 

Herzlich euer

Schneefan2015

 

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18 Gedanken zu “WM-Sommer 2018 in Deutschland und Europa: Top oder Flop?

  1. Ich weiß von nem Kumpel, der ebenfalls in Stuttgart wohnt (und der während der WM 2014 ne Klimaanlage installiert bekam): Der Sommer 2014 war ein Reinfall, die Klimaanlage hatte er ganze 10 Tage in Betrieb, und das erst Ende August / Anfang September.
    Und Deutschland wurde Weltmeister.

    Damals wars auch im Mai und Anfang Juni heiß, am 9.6.14 Pifngstmontag war der heißeste Tag 2014.

    Von mir aus kann Deutschland Weltmeister werden, wenn der Sommer nicht heiß wird.

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  2. Eine zur Zeit absolut ungewöhnliche Temperaturverteilung in Europa. Interessant, selbst auf den Kanaren, Marokko, Spanien und Portugal ist es zum Teil mehr als 10°C kälter als in z.B Berlin. Und ein Blick nach Osten zeigt Moskau 9°C Perm 3°C. Da ist nichts mit Maihitze.
    https://www.wetteronline.de/wetterradar?wrx=45.46,21.8&wrm=3
    Nur weil Klimaalarmisten wegen der Hitze hier wieder das Ende der Welt verkünden.

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    1. Ja, da können einige wieder das Wasser nicht halten…

      Wenn die endgültig festgestellten Maitemperaturen in Deutschland – das mit 0,07 % der Erdoberfläche für die globalen Temperaturen so bedeutsam ist wie ein umgefallener Sack Reis in China – unter Abzug des städtischen Wärmeinseleffekts (UHI) von 0,5 bis 1,0 K(°C) den bisherigen Rekordwert der Mitteltemperatur im Mai in Deutschland von 15,8°C im Jahr 1889 überschreiten, ist es im Mai 2018 erstmals wärmer als vor knapp 130 Jahren.


      Quelle: https://www.dwd.de/DE/leistungen/zeitreihenundtrends/zeitreihenundtrends.html?nn=344886

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  3. Was ist grad mit den Wettervorhersagen los? kein Verlass mehr. Also zumindest im Raum Stuttgart (PLZ 713XX) waren die Warnmeldungen des DWD und von UWZ ein Flop. Bei uns wurde zwar der Himmel hin und wieder grau, aber es blieb trocken, wenn es in den letzten 10 Tagen überhaupt geregnet hat, dann höchstens mal ein paar Tropfen. Während teilweise 20 km weiter östlich oder südfich Regengüsse herunterginnen. Und von einem Temperaturabfall ist auch nichts zu spüren. Die Schafskälte fällt wohl dieses Jahr aus. Scheint so, als wenn Petrus bei uns ein Umleitungsschild aufgestellt hat, dass der Regen vorbeiziehen muss.

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  4. Dein Wort in Gottes Ohren, lieber Schneefan. Die Modellrechnungen bei kachelmannwetter.com & wetter.com verheißen nichts gutes. Montag und Dienstag (11. / 12.06.) 32°C.. Es kann doch nicht bis September durchgehend heiß bleiben???? Es muss doch bald in den erträglichen Bereich gehen?? Oder wil Petrus uns bestrafen?

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    1. Stuttgart hatte in diesem Jahr noch keinen einzigen Hitzetag (Tmax mind. 30°C).


      Quelle: Temperaturen Deutschland

      Da wird es doch mal den einen oder anderen heißen Sommertag geben dürfen…

      Allerdings sehen die kommenden Tage noch nicht überall nach Hitze aus mit einer Kaltfront von NO und einer Warmfront von Süden: Eher eine erneute Unwetterlage mit reichlichen Niederschlägen…

      UWZ
      Quelle: UWZ

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    1. Das mit der Stadtmitte und dem Schwabenzentrum in Stuttgart hatten wir doch schon mal diskutiert: Hier verfälscht der städtische Wärmeinseleffekt (UHI) die Messwerte stark nach oben…, vor allem auch wegen der Talkessellage Stuttgarts.

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  5. Hallo Schneefan, was ich sehe ist, dass die Wettermodell große Schwierigkeiten haben, die momentane Situation zu beherrschen. Kühle Läufe verschwinden recht schnell wieder von der Bildfläche oder werden nach hinten verschoben.
    Problem ist der blockierte Nordatlantik und ein fast pulsierendes Hoch über Skandinavien. Das Tief über oder bei der Iberischen Halbinsel dreht nun schon seit Tagen dort seine Kreise und kommt eigentlich nicht richtig vom Fleck, was auch die lange Unwetterserie und die hohen Temperaturen hier, und die relativ niedrigen in Spanien erklärt.
    Bin mal gespannt wann da der Knoten platzt.

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    1. Hallo, Pilsi,

      nach meiner Wahrnehmung hat sich die Tendenz zur deutlichen Abkühlung um den 13.6.2018 in Deutschland nicht geändert, andere Modelle haben sich der GFS-Prognose vom 2.6.2018 angeschlossen.
      WZ

      WZ

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  6. Das glaube ich erst, wenn es wirklich abkühlt und die Unwetter da sind. DWD & Co. haben auf der ganzen Linie versagt, zumindest die letzten zwei Wochen. Ich habe eher den Eindruck, dass sich hier eine lokale Omega-Lage aufbaut (schwül-warm bis heiß), die verhindert, dass es bei uns wirklich regnet. Um uns trübt sich jeden Tag der Himmel ein, überm Horizont ist es schwarz – nur: bei uns regnet es nicht und es wird auch nicht kühler.

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  7. Also DAS da gefällt mir ganz und gar nicht. Möge der Kelch an uns vorübergehen. Das riecht möglicherweise nach der 1. Hitzwelle des Jahres, und so wies aussieht, ggfs. langanhaltend. Also doch eher Richtung 1947 statt 2011 oder 1993?

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  8. Hm, es bleibt wohl dabei, auch so langsam Richtung 7. Juli

    Ein kühler Juliauftakt sieht anders aus
    Könnte also ein rekordverdächtiger Sommer werden. Schei`*e aber auch. Es ist zwar noch etwas hin, dass sich an dem Trendmodell nach unten hin noch etwas ändert, daran glaube ich langsam aber sicher nicht mehr so richtig. Meine Vermutung: Azorenhoch setzt sich durch, heißer Juli, ggfs. Omegalage über dem Südwesten…

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    1. Trau‘ keinen Prognosen und Trends über fünf Tage hinaus…, das gilt für Wetter und Klima (= nach WMO-Definition das Durchschnittswetter von mindestens 30 Jahren an einem bestimmten Ort der Erde)…

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  9. Dein Wort in Gottes Ohr, wenn das noch angenehmer wird. Solltest Du Recht behalten und der Juni / Juli bis zum 10.07. (nach dem „neuen“ Siebenschläfer am 7.7.) deutlich zu unterkühlt sein im Südwesten und somit auch ein kalter bis max. milder Sommer zu erwarten sein, so würde ich Dir, lieber Schneefan, am Ende des meteorologischen Sommers (per 1.9.) eine Flasche Sekt aus meiner Heimat zugehen lassen. Rot oder weiß, das würden wir dann noch besprechen.

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