Wie bereits Anfang Juni 2015 liegt auch Ende Juli die jährliche sommerliche Schmelzfläche des Grönlandeisschildes erneut weit unter dem Durchschnitt. Sie ist in den letzten Tagen von vorübergehend hohen Werten nahezu senkrecht abgestürzt, wie die Grafik zeigt (blaue Linie):
Die Größe der Schmelzfläche ist Ende Juli 2015 bereits fast auf das niedrige durchschnittliche Niveau von Mitte August gefallen.
Wie sehr die stark verringerte Schmelzfläche auch die tägliche Massebilanz (SMB=Surface Mass Balance) des Grönlandeises beeinflusst, zeigt die nachfolgende obere Grafik mit der steil gegen Null aufsteigenden blauen Linie am aktuellen Ende:
Der August ist üblicherweise der erste Sommermonat mit einer negativen Strahlungsbilanz in der Arktis, d.h. die Temperaturen gehen wegen des zunehmend niedrigen Sonnenstandes bereits zurück und fallen wieder unter die Frostgrenze.
In diesem Jahr ist der kalte arktische Polarwirbel frühzeitig aktiv und hat in den letzten Juli-Tagen nicht nur für negative T-Anomalien, sondern auch für verbreiteten Frost in Grönland gesorgt, wie die beiden Grafiken zeigen:
Grafik 1: Durchschnittliche T-Anomalien Grönland (surface) am 23. und 24. Juli 2015 (Grafiken durch Anklicken vergrößern)
Grafik 2: Absolute (Durchschnitts-)Temperaturen in Grönland verbreitet unter 0°C = 273,15 K (elvin)
Der früh erwachte kalte arktische Polarwirbel hat aber nicht nur Grönland vorzeitig abgekühlt und die sommerliche Eisschmelze dort ungewöhnlich früh stark gebremst, sondern ist auch mit einem kalten Trog im Hochsommer für ebenso ungewöhnlich frühes teils stürmisches Herbstwetter an den eigentlich heißesten „Hundstagen“ in Deutschland und anderen Teilen Europas verantwortlich.
Dabei werden am Südrand des umfangreichen herbstlichen Tiefdruckkomplexes über Skandinavien Durchschnittstemperaturen – nicht nur – für morgen in West- und Mitteleuropa erwartet, die verbreitet 6 K unter dem WMO-Klimamittel 1981-2010 liegen, womit der bisherige Wärmeüberschuss von etwa +2,3 K im Juli 2015 in Deutschland weiter abgebaut wird und am Ende des Monats nur noch nahe +1,2 K liegen dürfte…(in der DWD-Pressemitteilung sicher höher…)
Ist das nun schon das vorzeitige Ende des Achterbahnsommers in Mitteleuropa und Deutschland?
Für den restlichen Juli 2015 können wir den Hochsommer mit Tmax von 30°C und mehr sicher abschreiben.
Der August verspricht allerdings in den Wettermodellen noch einige sommerlich warme bis hochsommerlich heiße Tage, wenn auch zeitlich zunächst für wenige Tage um den 4. August recht begrenzt, wie das GFS/ENSemble hier für die Stadt ESSEN erkennen lässt:
Üblicherweise beendet erst Ende August eine regelmäßig eintretende Tiefdruck-Wetterlage den Sommer und leitet eine nachhaltige frühherbstliche Witterung ein…; allerdings kam diese auch im letzten Jahr deutlich verfrüht am 11. August, als Ex-Hurrikan Bertha den Hochsommer 2014 beendete.
Der DWD erwartet übrigens nach einem eher kühlen Juni 2015 in Deutschland und einem durchschnittlich (innerhalb einer Standardabweichung) warmen Juli weiterhin einen „zu“ warmen Sommer in Deutschland…,
…und das bei diesen eher kühlen Aussichten von CFSv2 für den August 2015 in Deutschland…:
Na, dann schau’n wir mal… Kalter Nordatlantik und El Niño mit Folgen: Schwache Hurrikansaison – Kühler Sommer 2015 in Mitteleuropa?
Herzlich euer
Schneefan 2015
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