Nach zwölf Tagen Sonnenstreik in Folge ohne jeden wärmenden Sonnenfleck haben sich die Juni-Prognosen der Wettermodelle für eine andauernde eher kühle und unbeständige Westwetterlage im Siebenschläferzeitraum Anfang Juli 2016 bestätigt.
Die ECMWF-Strat.-Prognose sieht heute in Übereinstimmung mit anderen Modellen ein Andauern dieser unsommerlichen Großwetterlage bis (mindestens) Mitte Juli 2016:
„…Im weit nach Süden gedrängten Polarjet sind insgesamt fünf Rossby-Wellen zu erkennen, was auf eine weitere aktive Bewegung des Rossbywellenkarussels von West nach Ost, also ein Andauern der wechselhaften Westwetterlage auch über Mitteleuropa hindeutet.
Dabei drehen sich in ca. 9000 m Höhe (300hPa) derzeit fünf Höhentröge (Tiefdruckgebiete) und fünf Höhenrücken (Hochdruckgebiete) von West (links) nach Ost (rechts) und führen im Wechsel subtropische und subpolare Luftmassen nach Mitteleuropa...“
Update 16. Juli 2016: Das aktive Rossbywellenkarussell auf der Nordhalbkugel in Höhe der Tropopause ist hier im Lauf der Potentiellen Temperatur von 14 Tagen gut zu erkennen: Arctic ECMWF
Update Ende.
Die Temperaturen in Deutschland liegen in den ersten vier Tagen des Juli 2016 mit -1,4 K unter dem international üblichen und von der WMO empfohlenen modernen Klimamittel 1981-2010:
Diese kühle Entwicklung hat nun auch das Wettermodell CFSv2 der amerikanischen Wetterbehörde NOAA erkannt und sieht den Juli 2016 in Deutschland – nach vorherigen milderen Rechnungen – aktuell bei T-Abweichungen um -0,5 K zum milden Klimamittel 1999-2010:
GFS erwartet ein Andauern des Europäischen Sommermonsuns mit reichlichen Niederschlägen mindestens bis Mitte Juli 2016,…
…, die in den Hochalpen bei Niederschlagsmengen bis zu 150 cm auch Mitte Juli(!) 2016 verbreitet wieder als Schnee fallen können:
…, während das zweite Jahr 1983 mit einem kräftigen El Niño-Ereignis von April bis Juni in Deutschland deutlich kälter war als 1998 und 2016:
Was bedeutet das für den weiteren Verlauf des Sommers 2016 in Deutschland und Mitteleuropa?
Der Juli und der August 1998 verliefen bei den Temperaturen deutlich unterkühlt,…
…, während sie im Jahr 1983 – zumindest in Mittel- und Westeuropa – angenehmer waren…:
Wenn wir uns etwas aussuchen dürften, würden wir sicherlich für den Restsommer 2016 den Verlauf des Sommers 1983 nehmen, auch wenn bisher der Verlauf von April bis Juni 2016 mit dem Jahr 1998 besser übereinstimmt…
Allerdings ist Wetter kein Wunschkonzert, denn…:
„…Die seit Jahrhunderten auftretenden natürlichen Witterungsregelfälle (Singularitäten) bis in die aktuelle Neuzeit weisen auf die Dominanz natürlicher Zyklen bei Wetter und Klima hin. Die Schafskälte hat eine unglaubliche Eintreffwahrscheinlichkeit von 89 %.
Die Entwicklung regionaler Wetterereignisse ist dabei stets in natürliche globale Entwicklungen eingebunden, wie der bekannte amerikanische Meteorologe Joe Bastardi schreibt: „One must think globally to forcast locally.“ („Man muss global denken, um lokale Wettervorhersagen zu machen.“)
Nach einem rekordwarmen Februar 2016 mit einer Abweichung von 0,83 K Abweichung auch bei den unverfälschten Satellitendaten von UAH stürzen die globalen Temperaturen der unteren Troposphäre mit Schwerpunkt um 1500 m (TLT) im Juni 2016 um – 0,49 K auf 0,34 K Abweichung in nur vier Monaten regelrecht ab.
Die Sonne ist mit zwölf Tagen in Folge ohne Sonnenflecken im Dauerstreik:
Dazu kommt, dass die Erde am 4. Juli 2016 mit 152 Mill. km Abstand den sonnenfernsten Punkt (Aphel) der Erde auf der Umlaufbahn um die Sonne erreicht hat und damit Anfang Juli die jährlich geringste Strahlungsleistung der Sonne erhält (Abstandsgesetz – Die Bestrahlungsstärke nimmt mit dem Quadrat des Abstandes ab). Die Differenz zum sonnennächsten Punkt (Perihel) der Erde Anfang Januar jeden Jahres beträgt rund 5 Millionen Kilometer oder rund 7,7 % der Bestrahlungsstärke auf der Erde.
Der aktuelle Sonnenzyklus (SC) 24 ist der schwächste seit mehr als 100 Jahren.
Nach der seit 1.7.2015 neuen Zählweise der Sonnenfleckenrelativzahlen kann der SC 24 auch der schwächste Sonnenzyklus seit 200 Jahren sein: Die Sonnenaktivität seit 1700 – meteo.plus.“
Man sollte also vom europäischen Sommer 2016 in unseren Breiten nicht mehr allzuviel erwarten; aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt…
Übrigens: Man ja kann ja auch schon mal einen frühen statistischen Blick auf den kommenden La Niña-Winter 2016/17 und auf den Herbst 2016 der vergleichbaren Jahre 1983/84 und 1998/99 werfen:
Ein besonders milder Winter 2016/17 in Europa erscheint demnach statistisch sehr unwahrscheinlich…, …und schon der Herbst 2016 könnte recht ungemütlich werden in großen Teilen Europas, wenn er wie der Herbst 1998 werden sollte…
Bei Eintreffen dieser hier vorgestellten meist kühlen statistischen Einschätzungen ab Juli 2016 bis zum Ende des Jahres dürfte es zusammen mit dem bisherigen eher verhaltenen Verlauf insgesamt recht frisch – manche sagen auch: DWD-warm – werden im Gesamtjahresdurchschnitt der Temperaturen in Deutschland…